Das jetzt vorgelegte Box-Set dokumentiert die New-York- und Minneapolis-Sessions für das Album „Blood On The Tracks“, Erstere in fast durchweg neuen Abmischungen der Multitracks: in öfter faszinierenden, noch nicht durch Hall geschönten und Postproduktion „veredelten“ Versionen, auch in der ursprünglichen, nämlich niedrigeren Absolut-Tonhöhe! Faszinierend auch, weil Dylan hier des Öfteren ungleich tiefere Einblicke in sein Seelenleben gab als in frühen Jahren. Dass diese Meditationen über seine von ihm zerstörte Ehe waren, leugnete er nachträglich in seiner Autobiografie. Die jetzt vorliegenden Demos und Probe-Sessions beweisen in ihrer emotionalen Wucht das Gegenteil. Penibel dokumentiert ist anhand eigener Aufzeichnungen, wie spontan, intensiv und gründlich Dylan die Texte noch während der Tage änderte. Der Vorwurf von Fans, er habe bei den Minneapolis-Sessions die Songs distanzierter, nicht mehr so herzzerreißend involviert vorgetragen, stimmt sicher im Fall von „If You See Her Say Hello“. Rätselhaft bleibt, wieso hier nicht komplett die alternativen Mixes der frühen Pressung und insbesondere deren überragende Abmischung von „Idiot Wind“ zu finden sind.
Franz Schöler