2019 hatte die Band genug davon und wurde selbst aktiv: Sie sammelte Geld über eine Kickstarter-Kampagne und nahm in den Glasgower Riverside Studios auf. Der Gesang von Scott Taylor wurde später in den Electric Ladyland Studios in New York ergänzt. Diese lange Durststrecke mag erklären, wieso Mason Hill bereits so reif und ausgebufft klingt: Man kennt die Mechanismen von Dynamik und einer perfekten Songklimax, weiß genau, wie man mächtige Riffwände mauert und der Bass übellaunig im Untergrund grummeln muss, während satte Chöre zum muskulösen Treiben noch eine kräftige Schippe Mitgröhlpotenzial draufwerfen.
Das erinnert an Nickelback, Linkin Park oder Creed, die ja wiederum den wilden Geist von Pearl Jam und Soundgarden zähmten und aufpolierten. Man mag kritisieren, dass das am Reißbrett entworfener und wenig origineller Alternative-Rock ist, aber wir bekommen tolle Songs geliefert, die äußerst versiert, druckvoll und professionell produziert wurden. Besonders bei härteren Tracks wie „D.N.A.“ oder „Hold On“ geht die Luzi ab. Freunde von amerikanischem Post-Grunge kommen voll auf ihre Kosten. Dennoch: Etwas mehr Ecken, Kanten und Klangfarben ihrer schottischen Heimat hätten dem Mainstream-Opus zweifelsfrei gut getan.
Peter Bickel