Während Ms. Krauss „nur“ einige ihrer absoluten Lieblingssongs aussuchte, die sie – etwa „Quattro (The World Drifts In)“ von Calexico – endlich aufnehmen musste, wollte der Kollege seinen Fans offenbar demonstrieren, dass seine historischen Kenntnisse in Sachen Folk und Blues mindestens so profund und umfassend sind wie die von Bob Dylan bei dessen „Theme Time Radio Hour“-Shows.
So darf man es wohl deuten, dass wir unter dem Dutzend Songs kaum Hits finden, dafür weit mehr absolut obskures Liedgut wie etwa der Appalachen-Folk-Legende Ola Belle Reed und der selbst Kennern eher nicht namentlich geläufigen Bluessängerin Geeshie Wiley.
Plants Ehrgeiz und T Bone Burnetts bisweilen sehr auf Originalität bedachter Produktion zum Trotz – die Vorlagen radikal neu arrangiert – fanden sie zu beträchtlicher emotionaler „Schnittmenge“ und viel Harmonie bei Duetten wie dem Southern-Soul-Ohrwurm „Searching For My Love“, 1966 erster und einziger Millionenseller für Bobby Moore & The Rhythm Aces. Solointermezzi sind Plants Ausflüge in Psychedelic-Rock bei „High And Lonesome“ und der psychedelisch gefärbte Folkrocker, als der Ms. Reeds „You Led Me To The Wrong“ arrangiert wurde. Sehr gefühlvoll trägt Ms. Krauss den „Last Kind Word Blues“ vor, ungeniert sentimental Merle Haggards „Going Where The Lonely Go“.
Franz Schöler