Auf dem großartigen Album „Lass irre Hunde heulen“ bekunden Kai Schumacher und Gisbert zu Knyphausen jetzt eine frappante Wesensverwandtschaft mit dem Vertreter der frühen Romantik. Lieder aus den Zyklen „Die schöne Müllerin“, „Winterreise“ und „Schwanengesang“ bieten sie darauf in famosen zeitgemäßen Bearbeitungen zwischen Rock, Jazz und Pop dar. In „Gute Nacht“ etwa finden die beiden für Schuberts fröstelnde Winterstimmung in einer schneidenden E-Gitarre die passende aktuelle Soundentsprechung. Bei „Nähe des Geliebten“ werden die Naturbilder der Verse adäquat von Flamencoklängen untermalt. Und „Das Ständchen“ schließlich, eine Liebesserenade in Moll, begleitet höchst originell eine gestopfte, mit einem Wah-Wah-Dämpfer versehene Jazzposaune.
Kai Schumacher, der studierte „Punk-Pianist“ (BR Klassik), verwischt seit jeher gerne die Grenzen zwischen Klassik, Pop und Rock, und zu Knyphausen, der Freiherr aus dem hessischen Rheingau, greift in seinen eigenen Liedern oft auf Ausdrucksweisen früherer Zeiten zurück. Kurzum: Da haben sich zwei Gleichgesinnte gefunden, die Schubert verstehen und ihm in jedem Augenblick gerecht werden. Das Ganze ist auch als streng limitierte Sammlerbox erhältlich.
Harald Kepler