Dieser minimalistische Ansatz erinnert an die ebenfalls aus Norwegen stammende Susanna Wallumrød, aber auch an Kate Bush, Tori Amos oder Joni Mitchell. In jedem Ton wird spürbar, dass hier eine blutjunge Sängerin nicht blind internationalen Vorbildern nacheifert, sondern – vielleicht durch ihr abgeschottetes Aufwachsen in einem kleinen Küstenstädtchen auf den nordnorwegischen Lofoten – einen ganz eigenen Stil sucht und perfektioniert. Mit 19 Jahren studiert sie zunächst klassischen Gesang in Oslo, fühlt sich jedoch im Laufe der Jahre zunehmend eingeengt von den dort vorherrschenden Regeln und setzt sich daher in der Freizeit improvisierend ans Klavier.
Als Inger Nordvik 2013 nach Berlin zieht, um sich auf ihr Masterstudium der Alten Musik vorzubereiten, kann sich ihre Fantasie in diesem Umfeld künstlerischer Freiheit voll entfalten: Es folgen erste Konzerte mit eigenen Songs und nun also das Debütalbum mit ausnahmslos packenden Songs von erstaunlicher Reife. Auch inhaltlich macht es sich die Norwegerin nicht leicht: So thematisiert sie in „Elser“ das Leben des deutschen Widerstandskämpfers, und in dem musikalisch wunderschönen „Wolves And Sheep“ entlädt sich ihr Ärger, dass Politik und Wirtschaft nach wie vor untätig bleiben angesichts des Klimawandels.
Peter Bickel