Leonard Cohen | Thanks For The Dance

Adam Cohen hat die nach „You Want It Darker“ vor dem Tod des Vaters skizzierten und mit ihm aufgenommenen Songpoeme wunderbar sublim instrumentiert und suggestiv arrangiert – mit Hilfe so einfühlsam wie dezent (und nie falsch feierlich) musizierender Assistenz von Jennifer Warnes und Damien Rice, Feist, Beck an der Maultrommel und Javier Mas an der Laúd (spanischstämmige Laute).


Im Kopf und im Herzen noch völlig klar, hatte Cohen offenbar trotz des körperlichen Verfalls seinen trockenen Humor nicht verloren – und seine klare Sicht auf die Dinge ohnehin nicht, wie „Puppets“ demonstriert, eine luzide Meditation über den Holocaust, die gewalttätige Natur von Menschen und ihre zerstörerische Lust am Untergang. Da ist kein Defätismus oder Zynismus oder gar Selbstmitleid, die sich in die Songs angesichts seines Ablebens eingeschlichen hätten. Er meditiert wie immer über Liebe und Glaube, Gott, Eros und Sex wie in „The Night Of Santiago“, wo er über eine noch jungfräuliche Zufallsbekanntschaft murmelt: „Her nipples rose like bread“.
In einigen der letzten Songs thematisiert er ausdrücklich seine eigenen menschlichen Unzulänglichkeiten – auch in den Erinnerungen an seine vier Monate vor ihm gestorbene Geliebte Marian­­ne Ihlen mit den im Walzertakt gesungenen Versen „Thanks for the dance and the baby you carried/It was almost a daughter or son… It was hell, it was swell, it was fun.“ Der Titelsong, letzter Ohrwurm seiner Karriere mit einem hinreißend einstimmenden Chor, ist genau genommen wie alle eine Ode ans Leben, den Satz des Philosophen Ludwig Wittgenstein beherzigend: „Der Tod ist kein Ereignis des Lebens.“

Franz Schöler

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Leonard Cohen Thanks For The Dance Columbia

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