Big Thief | Two Hands

Mehrere Meisterwerke binnen weniger Monate in einem kreativen Rausch vorzulegen, schafften Beatles und Bob Dylan 1965/66, die Doors 1967 und Creedence Clear­water Revival ab 1968. So eine Hochphase erwartet seit langem kaum noch jemand selbst von ausgewiesenen Songwriter-Talenten oder vielgepriesenen neuen Bands.


Da ist es ziemlich unerhört, dass sich Big Thief wenige Tage nach der finalen Abmischung ihres dritten Albums „U.F.O.F.“ trauten, die Arbeit an op. 4 in anderem Studio mit thematisch gänzlich unterschiedlichen Songs aufzunehmen. Der gewöhnliche Pop-Star würde damit riskieren, seine Fans zu verprellen. Im Grunde praktizierte das Quartett allerdings nichts anderes als in grauer Vorzeit die Rolling Stones, die seit „Beggars Banquet“-Zeiten viele halb fertige oder skizzierte Songs von einer Session zur nächsten für kommende Platten mitschleppten – bis zur großen Resteverwertung „Tattoo You“ .
Letzteres ist „Two Hands“ entschieden nicht, auch wenn die Band fast ein halbes Dutzend der jetzt aufgenommenen Songs schon länger in Konzerten spielte. Für diese zärtlichen Liebeslieder, intimen Bekenntnisse, von heftigen, konfusen und widersprüchlichen Emotionen handelnden Songs von Adrianne Lenker haben Band und Sängerin sich erst jetzt auf definitive Arrangements verständigt. Das im Duett vorgetragene „Replaced“ ist eine der sublimsten Folk-Fantasien, fabelhaft produziert; das sanft zu akustischen Gitarren gesungene „Wolf“ die emotional überwältigendste Darbietung von Ms. Lenker bisher. „Talk to the boy in me/He’s there“, singt sie in „Cut My Hair“. Verführerisch wie die Sirenen aus der Sage.

Franz Schöler

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Big Thief | Two Hands

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Big Thief Two Hands 4AD/Beggars

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