The Lumineers | III

Junior Sparks ist ein fieberndes Kleinkind, das von seinem Dad in eine Spielhölle geschleift wird; zwei Jahrzehnte später sieht Junior, wie sein kaputter Vater barfuß durch den Schnee taumelt – und fährt einfach an ihm vorbei. Eine erschütternde Geschichte, verdichtet im fünfminütigen Kurzdrama „Jimmy Sparks“. Dieser großartige Song war Ausgangspunkt für ein Konzeptalbum über eine fiktive Familie, die durch ihre Alkoholsucht ruiniert wird. Die ersten Stücke des dreiteiligen Opus sind Großmutter Gloria gewidmet, dann folgen Enkel Junior und Sohn Jimmy, wobei verschiedene Erzählperspektiven die Protagonisten miteinander verweben.

Vor allem das Debüt der Lumineers strotzte nur so vor Lebensfreude. Warum nun ein so tragisches Thema? Die Vermutung liegt nahe, dass die beiden Gründer Wesley Schultz (Gitarre, Gesang) und Jeremiah Fraites (Schlagzeug, Klavier) sich hier ihrer Vergangenheit stellen: Wesley war der beste Freund von Jeremiahs älterem Bruder gewesen, der mit 19 Jahren an einer Überdosis starb.
Die späte Aufarbeitung dieses Traumas fällt nun aber musika-
lisch nicht so düster aus, wie es die Texte vermuten lassen. Selbst die ernstesten klingen nie gänzlich hoffnungslos, weil die Musik als komplementäre Bedeutungsschicht fungiert – ähnlich wie bei Bruce Springsteen, der auch trostloseste Lyrik mit einem gewissen Pathos vorträgt, sodass deren Implikationen in den Hintergrund treten können. Abschließender Höhepunkt (dem noch drei „Bonustracks“ folgen) ist das dramatische „Salt And The Sea“, das die Qualitäten dieser Band aufs Schönste vereint: So berührend und kraftvoll, originell und melodisch eingängig zugleich tönt 2019 wohl kein anderes Rock­album.    

Andreas Kunz

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Rezension The Lumineers | III

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