Für die Personen, über deren Trunksucht, Herzschmerz oder Sterben sie singt, empfindet sie überwältigende Empathie. Nur sentimental wurde sie auch in den emotionalsten Momenten ihrer Lieder nie – schon gar nicht letzthin auf „Rifles And Rosary Beads“, inspiriert von der wenig bekannten Tatsache, dass mehr als 7.400 Veteranen der US-Armee jedes Jahr Selbstmord begehen.
Nach diesem düsteren Werk beginnt Opus 9 als der so ziemlich heiterste Songzyklus ihrer Karriere überhaupt, die Sängerin in „Fall Apart World“ sich selber versichernd „I’ve got my love beside me and I am finally home.“ Fast in Gospelüberschwang schwelgend von neu gefundener Liebe, selbst wenn die so vergänglich sein könnte wie die in „Amsterdam“ mit den Versen „Late night coffee, gingerbread, cotton sheets, a king-sized bed / None of this is gonna last all of it is gonna to pass“ besungene. Nur um danach mit „How Could You Be Gone“ und „Where Are You“ vom Ende dieser Liebe zu erzählen – und in Songs wie „The Meadow“ von der Hoffnung auf eine neue. So innig wie beim finalen „Till I See You Again“ klang sie schon öfter seit den Songs von „Drag Queens and Limousines“ und dem Meisterwerk „Mercy Now“. So tröstlich selten – eigentlich noch nie.
Franz Schöler