„Let It Reign“ startet mit einem smoothen Beat und coolen Raps, bis die Chorstimmen gemeinsam mit Nu-Jazz-Bläsern die Lücken schließen und in den zweiten Track überleiten, einen melodischen Soul-Ohrwurm im Stile von „My Girl“. Dann legt die seidenweiche Schmuseballade „Is It Gonna Be Yes Or No“ nochmals eine Schippe drauf: Die Lead-Stimme übernimmt hier Smokey Robinson, der ja schon früher mit den Temptations zusammenarbeitete. Alle gemeinsam treiben sich zu Höchstleistungen. Mein Gott, diese Typen sind 80 Jahre alt und singen wie junge Götter. Auch der Funk regiert, und „Time For The People“ entwickelt dank Slapbass, Tamburin-Dauereinsatz und Bläsergetöse einen irren Groove.
So reiht sich also ein Highlight an das nächste, es bleibt abwechslungsreich, absolut zeitgemäß und verdammt sexy. In der Schlussnummer lässt Otis Williams die Bandgeschichte Revue passieren, erinnert an die Anfänge, schildert das Kennenlernen des Motown-Chefs Berry Gordy, integriert eigene Samples und wundert sich: „Stellt Euch vor, jetzt haben wir 2021, und wir hängen noch immer zusammen rum“. Gut so!
Peter Bickel