Obwohl „After The Gold Rush“ und „Harvest“ Bestseller waren, lehnte Neil Youngs Plattenfirma den ihr wenig später vorgelegten Songzyklus „Tonight’s The Night“ glatt ab. Der Titelsong – noch so ein Lamento über den Drogentod eines Mitglieds seiner Entourage – klang für sie schlicht zu depressiv!
Die Songs erlebten ihre Live-Premiere an drei Abenden im September 1973 anlässlich der Eröffnung des Roxy-Clubs am Sunset Strip. Auf 16-Spur-Maschine aufgezeichnet, wanderten die Mitschnitte umgehend in Youngs Privatarchiv. Eine Auswahl aus den neun bei den Konzerten musizierten Songs wurde jetzt so abgemischt, dass man quasi als „Digest“ einen kompletten Auftritt erlebt. Was er mit seinen Begleitern spielte – darunter Ben Keith an Slide
und Pedal Steel und Nils Lofgren gelegentlich mit ein paar sehr hübschen Soli –, empfanden intensiv lauschende Zuhörer überhaupt nicht als deprimierend. „Ten big years in the business, folks – sometimes I feel like Perry Como“ scherzte Young zwischendurch. Nach dem rauschenden „Roll Another Number For The Road“ kündigte er nur „Tired Eyes“ als „sad song“ an. Die Zugabe – das damals noch unveröffentlichte „Walk On“ – als „an old tune“.
Das Meisterwerk (1975 doch erschienen) konzertant ist ungleich hörenswerter als die jetzt parallel auf dem Soundtrack zu Daryl Hannahs Amateurfilm „Paradox“ vorgelegten Aufnahmen (Musik **, Klang ** ½). Der präsentiert unter anderem „Peace Trail“ und „Pocahontas“ in neuen Studioaufnahmen, den „Cowgirl Jam“ live musiziert und einen Willie-Nelson-Klassiker gesungen von dessen Sohn Lucas (Tracks 8 bis 11). Die übrigen Songs des Films bezeichnete ein Rezensent ungnädig als „aural detritus“ (Gehörschutt).
Franz Schöler