The Mystery Of The Bulgarian Voices | BooCheeMish

Musiker jeder Couleur waren fasziniert vom Trachtenchor aus dem Balkan, und Lisa Gerrard ging es nicht anders. Nun wirkt die australische Alternative-­Rock-Diva am neuen Album des bulgarischen Frauenchors mit, der als „Le Mystère des Voix Bulgares“ weltbekannt wurde.

Der Chor firmiert jetzt unter „The Mystery of the Bulgarian Voices“, „BooCheeMish“ (Prophesy) ist sein erstes Studioalbum seit 20 Jahren. Wir erinnern uns: Mit dem Aufstieg der World Music sorgte in den 1980ern eine Anthologie namens „Le Mystère des Voix Bulgares“ für Furore. Sie enthielt Aufnahmen bulgarischer Volkslieder durch den Frauenchor des staatlichen bulgarischen Radios und TVs, die der Schweizer Marcel Callier gesammelt und 1975 auf eigenem Label veröffentlicht hatte. Gesänge von nasalen, kehligen Frauenstimmen, die sich in Mikrointervallen aneinanderreiben, Interferenzen, Clusters und Obertöne hervorbringen, die wiederum Trommelfellflattern und Gänsehaut erzeugen – fremd fürs westliche Ohr, doch unter Musikern wurden sie Kult.

Musiker waren es auch, die westliche Labels darauf aufmerksam machten, und so erschienen 1986/87 auf 4AD (UK) und Nonesuch (US) Lizenzausgaben; „Vol. 2“ (1988) wurde mit dem Grammy „Beste traditionelle Folk-Aufnahme“ ausgezeichnet. Damit war der Durchbruch perfekt. Der Chor ­tourte weltweit, DJ-Legende John Peel (BBC) spielte seine Musik, Mitglieder (z. B. Trio Bulgarka) wurden zu Aufnahmen von Popstars wie Kate Bush herangezogen. Der politische Umbruch in Bulgarien führte derweil zu einer Neuordnung von Radio und TV, der Chor wurde unabhängig – und brachte Abspaltungen und konkurrierende Chöre hervor. „Die Namensrechte aber konnte ich erwerben“, sagt Chorleiterin Dora Hristov, die den Titel der Anthologie zum Namen des Ensembles erhob: „Le Mystère des Voix Bulgares“. 1998 erschien das bislang letzte Album.
20 Jahre danach tritt der Chor unter englischem Namen an, und hier kommt Lisa Gerrard ins Spiel. Mit dem Duoprojekt Dead Can Dance war sie in den 1980ern bei 4AD unter Vertrag, also Label­mate der bulgarischen Stimmen und von diesen sofort überwältigt – bei ihrem Faible für osteuropäische, orientalische und Alte Musik völlig einleuchtend. „Irgendwann“, sagt sie heute, „musste es einfach zu einer Zusammenarbeit kommen“.

Für „BooCheMish“ brachte sie vier Songs mit – komponiert von ihrem langjährigen Koautor Jules Maxwell, getextet von ihr selbst in der ihr eigenen Fantasiesprache. Gänsehaut pur, wenn in „Mani Yanni“ Gerrards mystische Altstimme emporsteigt wie aus den Tiefen der Gruft und sich über die Reibungen der Chorsätze erhebt. Die anderen Stücke des Albums schrieb Petar Dundakov in Geist und Gestus der dörflich-ländlichen Tradition: Ernte-, Tanz-, Liebeslieder. Anders als bei vorigen Alben, die a cappella oder nur mit bulgarischen Instrumenten eingespielt waren, kommen auf „BooCheMish“ noch Streichquartett, Gitarre, E-Bass und ein großes Percussion-Arsenal hinzu, vom Balkan-Tamburin über afrikanische Djembé-Trommel und Udu (Tontopf) bis Body Percussion (Beatbox). Neue Farben also für die bulgarischen Stimmen.

Berthold Klostermann

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The Mystery Of The Bulgarian Voices

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