Brian Eno | Music For Installation

Er war Gründungsmitglied von Roxy Music, hat Superstars wie Bowie oder U2 aus der Krise geführt, den Ambient erfunden sowie Filme, Räume und ganze Galaxien vertont. Aus Anlass seines 70. Geburtstags legt Brian Eno nun ein opulentes Box-Set vor.

 

Ich verstehe ja, dass mich die Leute mit dem assoziieren, was mich bekannt gemacht hat“, so der kahlköpfige, kleine Brite im schwarzen Designer-Anzug. „Trotzdem reagiere ich gereizt darauf. Gerade in England, wo alle denken, ich wäre ein Musiker, der in seiner Freizeit Kunst produziert – als reines Hobby. Das stimmt so nicht. Ich habe meine ersten Installationen schon 1968 angefertigt, vor 50 Jahren. Ich feiere also gerade ein Jubiläum.“


Eine Aussage, die vor Zynismus trieft: Eno fühlt sich missverstanden und auf einen Teil seines künstlerischen Schaffens reduziert. Was ihn so nervt, dass er keine weiteren Produzenten-Tätigkeiten mehr annimmt. Von nun an will er sich auf Installationen aus bunten Farb­mustern und meditativen Klängen verlegen. Denn die erfreuen sich, wie zuletzt im Berliner Gropius-Bau, wachsender Beliebtheit. „Ich bin fasziniert, wie viele Leute bereit sind, sich mit etwas zu befassen, das völlig langsam ist und bei dem schlichtweg nichts passiert. Das wird schon nach zwei oder drei Minuten klar – aber die Menschen scheinen damit glücklich zu sein.“ Für Eno sind seine Installationen urbane Orte der Zuflucht, die Schutz vor einer schnelllebigen Welt bieten, etwas Heilendes haben und – so scherzt er – auch in den Schaltzentren der Macht gezeigt werden sollten.


Die korrespondierende Musik hat er in einer opulenten Box unter dem Titel „Music For Installations“ (Universal) zusammengefasst: fünfeinhalb Stunden Material der letzten 30 Jahre, verteilt auf 24 Stücke und wahlweise sechs CDs oder neun LPs. Eine Retrospektive, die vor allem repetitiven, sphärischen Ambient birgt. Denn: „Wiederholung ist eine Form von Veränderung. Spielt man zum Beispiel ein endloses Loop mit einer Sprachaufnahme ab – wie ein simples ‚something like‘ –, fängt man nach einer Weile automatisch an, etwas anderes zu hören. Wie ‚sunlight‘, ‚I am light‘, ‚light me up‘. Sprich: Die Bedeutung verändert sich. Und das liegt am Gehirn, das durch die permanente Wiederholung so gelangweilt ist, dass es da­raus etwas anderes macht. Deshalb ist Wiederholung ausgesprochen stimulierend.“


Ein typisches Klangexperiment à la Eno. Dabei – so betont er – gehe es ihm nicht ums Geld, von dem er genug habe, sondern um reine Selbstverwirklichung: „Ich bin wie einer diese Entdecker, die Neuland betreten und eine Fahne in den Boden rammen, um ihre Besitzansprüche geltend zu machen. Das war mir schon immer wichtig – selbst, wenn es egoistisch ist. Ich denke, Leute arbeiten entweder für Geld oder für Ruhm. Und ich arbeite für Ruhm. Es ist eine fantastische Sache, 70 zu sein und noch wie ein Kind denken und spielen zu können. Das ist es, was ich tue: Ich bin ein Kind mit einem Malkasten.“    

Marcel Anders


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