PopSonstigesSinger-Songwriter
LIAR (Love Isn’t A Right)
Tanita Tikaram
Wie man Streicher stimmungsvoll nicht nur als Wohlfühlelement einsetzen kann, hatte George Martin mehrfach bei Kompositionen von Paul McCartney demonstriert. Klassische Instrumente wie Oboe, Klarinette und Fagott findet man dagegen nach wie vor nur selten kongenial im Arrangement von Popsongs eingesetzt. Als Rod Argent und Peter Van Hooke das Debüt der noch unbekannten Singer-Songwriterin Tanita Tikaram produzierten, baten sie den klassischen Musikanten Malcolm Messiter ins Studio, damit der den melancholischen Song „Twist In My Sobriety“ mit seinem Spiel auf der Oboe veredle. Der geniale Einfall bedeutete für die gerade mal 18 Jahre junge Dame, dass man sich ihren Namen einprägte. Einen solchen Ohrwurm schrieb sie zwar nie wieder, aber zwischendurch immer wieder mal Songs, mit denen sie sich von der One-Hit-Wonder-Gilde absetzte. Mehr Tüftler und bedächtiger Tunesmith als jeden Morgen neu inspiriertes Popgenie, warf sie den Bettel nie hin. Das in den Jahren seit der Covid-Pandemie entstandene Opus zehn ist wieder ein Songzyklus, in dem sie Entfremdung, Einsamkeit und die Suche nach unverbrüchlichen Gefühlen, auch Ängste und milde Verzweiflung thematisiert – wobei ein Song wie „Fais moi la solitude“ Einsamkeit nicht als erstrebenswerten Zustand preist, sondern als Phase des Übergangs nach einer zerrütteten Beziehung sieht. Zwischendurch klingt ein Song wie „I See A Morning“ sogar richtig optimistisch. Aber der ist eher die Ausnahme. In mehreren anderen wie dem Titelsong klingt eher genereller Pesimismus an, was Tiefe und Dauer von Gefühlen und Beziehungen angeht. Rätselhaft bleibt, wieso sie sich ausgerechnet den schottischen Produzenten Andy Monaghan für dies Album aussuchte. Der überfrachtete Songs immer wieder gern mit unsinnig laut abgemischten Streichern.
Musik: | Sound:
Cooking Vinyl10.10.2025 | Rezensent: Schöler, Franz