
Talkin To The Trees
Neil Young,Neil Young And The Chrome Hearts
Seit Jahrzehnten ist Neil Young ein fester Bestandteil der Musikszene, längst hat der Singer-Songwriter den Status einer lebenden Legende. Für sein jüngstes Album hat der Folkaltmeister eine neue Band namens The Chrome Hearts rekrutiert. Gleichwohl beschränkt sich der gebürtige Kanadier nicht bloß aufs Singen, sondern spielt selber Gitarre, Harfe, Klavier und Vibrafon. Dabei ist eine tiefgründig-emotionale Platte entstanden, die Mut macht und in schwierigen Zeiten Hoffnung gibt. Der rockige Song „Big Change“, der kurz vor Trumps Vereidigung erschienen ist, setzt ein deutliches Zeichen. Der Musiker appelliert an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen, wenn er singt: „Might be a politician tryin‘ to say somethin‘ new, might be your decision now you got to see it through.“ Unterkriegen lässt sich Young eben nicht, stattdessen findet er in „Let’s Roll Again“ deutliche Worte: „If yer a fascist then get a tesla.“ Wütende Riffs untermalen diese Aussage. Mit anderen Nummern erinnert der 79-Jährige sich und seine Zuhörer daran, dass das Leben weitergeht. „Movin’ Ahead“ ist ohne Zweifel ein Mutmachlied, ausgestattet mit Stärke und flotten Klängen. „Family Life“ feiert die Familie. Man kann es am Lagerfeuer mitsummen, die Mundharmonika schickt sich gewinnbringend ins Rennen. Die akustische Gitarre lässt bei „First Fire Of Winter“ Folk hochleben, mit dezenten Country-Einsprengsel. Ganz klar: Dieser Titel lädt zum Wegträumen ein. Manchmal muss man halt mal innerlich die Stopptaste drücken, um Kriege und Krisen eine Weile auszublenden. Allen Widrigkeiten zum Trotz fällt Youngs Fazit am Schluss im sanften „Thankful“ durchaus positiv aus. Ob Lachen, Tränen oder die Schönheit der Erde: Er weiß alles zu schätzen und ist dankbar für sein Leben. Mit seiner Hilfe können auch seine Fans dem Trübsinn ein Lächeln abringen.
Musik: | Sound:
Reprise10.06.2025 | Rezensent: Leischow, Dagmar