Leseranlage – DIY 2-Wege Bassreflex, DIY Class D-Verstärker
„Ursprünglich war das Projekt als günstiger Do-It-Yourself Lautsprecher für die Kompaktanlage meines Sohnes gedacht. Die Chassis und sonstige Materialien waren schnell besorgt, doch mein kleiner Sohn interessierte sich dann doch noch nicht für das Thema Hifi. Also habe ich diese Anlage fürs Schlafzimmer geplant und gebaut.
Ich bin Freund der aktiven Bauweise, da es keine Verluste und Verzerrungen durch passive Frequenzweichenbauteile gibt. Die Abstimmung per DSP gestaltet sich flexibler und „Versuch und Irrtum“ mit DSP ist einfach günstiger. Der Verstärker ist Do-It-Yourself mit einem Bluetooth Empfängermodul, dass den LDAC Hi-Res Standard unterstützt (96kHz/32-bit). Es sind zwei 2 x 50 Watt (an 4 Ohm) Class-D Verstärkermodule mit ADAU1701 DSPs verbaut, es handelt sich um einen 4-Kanalverstärker mit digitaler Frequenzweiche und DSP-Korrektur.
Die Lautsprecher sind selbst entworfen und gefertigt. Zwei Wochen hat es gedauert, die Gehäuse zu bauen, da sie in Handarbeit in Schichtweise gebaut sind. Ungefähr 30 MDF-Bretter wurden gesägt und mit der Oberfräse zurecht gefräst und verklebt. Dadurch wurde eine abgerundete Gehäuseform und eine flexible Gehäusewanddicke möglich. Um den Tieftöner herum sind die beiden Lagen als Versteifung mit einem kleineren Öffnungsquerschnitt gefräst, um das Gehäuse ruhiger zu stellen. Dann noch ein Bügel-Echtholzfurnier drauf, lackieren, Bitumenmatten an die Gehäuseinnenwände und Dämmmaterial hinein und fertig. Unter der Box ist eine separate Bodenplatte, der Bassreflexkanal strahlt noch unten zwischen Gehäuse und Bodenplatte heraus.
Die DSP-Programmierung ist eine Philosophie für sich, da die Open-Source DSP-Software für den Chip freie Wahl bei dem Design des DSP „Schaltplans“ ermöglicht. Schlussendlich war eine weniger rechenintensive Schaltung klanglich die beste. Der ADAU1701 lässt kaum ein Design mit FIR-Filtern zu. Die Trennfrequenz der 12dB Linkwitz-Riley Digitalweiche liegt bei 1700Hz. Die untere Grenzfrequenz des Lautsprechers liegt ungefähr bei 40 Hz. Um eine Überlastung bei größeren Lautstärken zu vermeiden ist sowohl ein steiles Hochpassfilter 8-ter Ordnung bei 35 Hz programmiert, als auch ein weiteres flexibles Low Shelf Filter, welches den Bass bei höheren Lautstärken zurücknimmt. Das flexible Filter nutzt dazu einfach das Lautstärke-Poti. Das Poti ist über einen A/D-Wandler Eingang des DSP angeschlossen, um die Lautstärkeregelung zu realisieren. Eleganterweise lässt sich somit die Position des Reglers auch auslesen, um die variable Lautstärkeabsenkung im Tiefton des Low-Shelf Filters zu realisieren.
Klanglich hat die Anlage Potential, da der TangBand Tief-Mitteltöner und die Omnes Audio Kalotte von sehr guter Qualität sind. Wichtig ist den Lautsprecher auf den Raum einzumessen, die richtige Raumkurve zu finden und die DSP-Korrekturfilter richtig zu setzen. Der Klang des Lautsprechers ist variabel einstellbar. Ich hatte den Lautsprecher zu einem Bekannten zur Vorführung mitgenommen und erst mal mit der DSP-Programmierung von zuhause laufen lassen. Fazit: Ich wurde belächelt, so schlimm und unausgewogen klang es.
Dann wurden die einzelnen Chassis mit einer Open-Source Software und ohne Filter im Raum gemessen und die Filter neu programmiert. Zum Vergleich hatte der Bekannte eine Anlage mit selbstgebauten 300B Single-Ended Röhre Monoblöcken, dazu in Hifi-Magazinen hochgelobte und in der Spitzenklasse angesiedelte Kompaktlautsprecher aus Kiel mit AMT-Hochtöner.
Nach dem Einmessen wurde nochmal gehört und das Fazit viel positiver aus und der Vergleich ging an die DIY-Variante. Es ist erschreckend, wie viel Einfluss der Raum bzw. die DSP-Korrektur auf den Klang hat und wie sich Aktivkonzepte mit Einmessung behaupten, auch Do-It-Yourself für schmales Geld. Diese Anlage wurde mit einem Gesamtbudget von 500-600€ realisiert.
Der Bekannte meinte: „Das ist erschreckend (gut)“. Mein Vater, der auch dabei war und ebenfalls Hifi-Hobbyist, fand dass bei den eingemessenen Lautsprechern nichts fehlte, solange man es bei der Lautstärke nicht übertrieb. So schwelgten wir dann eine Zeit lang in der Musik und vergaßen Raum und Zeit.
Mittlerweile steht die Anlage bei der Tochter, die von ihrem Handy Musik per Qobuz Familienaccount streamt. Für das Schlafzimmer habe ich ein neues ausgefallenes Konzept realisiert. Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr … ;-)“
Komponenten:
- Lautsprecher: 2-Wege Bassreflex DIY mit Tangband TMT und Omnes Audio Kalotte
- Verstärker: DIY mit LDAC Bluetooth Modul und zwei Wondom 2x50Watt Class D Verstärkern mit ADAU1701 DSP
- Kabel: Selbstkonfektioniertes 4-poliges Kabel von Thomann mit XLR und Speak-On Steckern
Hinweis: Text und Bild wurden uns freundlicherweise durch T.K. zur Verfügung gestellt und hier veröffentlicht. Die Inhalte repräsentieren in keiner Weise die Meinung der Redaktion STEREO.