Das nun fällige „Warum?“ ist leicht zu beantworten. Vereinen sich hier doch vier sofort identifizierbare Personalstile zu einem quirligen Amalgam, in das sich alle ungebremst und doch mit gegenseitigem Respekt rasant einbringen: die Melodiker Theo Jörgensmann an grandios jubilierender Klarinette und der virtuos wirbelnde Vibrafonist Christopher Dell ebenso wie die Rhythmiker Christian Ramond am erregend flinken Bass und der frisch, frech und frei trommelnde Klaus Kugel.
Ihre Improvisationsabenteuer firmieren zunächst unter dem sprechenden Titel „Chances Need To Be Taken, Part 1-3“ – und genau dies tun die vier mit unglaublicher Verve. Da entspinnen sich hypernervöse, rhythmisch gewitzt inszenierte Klangräume, durch die kostbare Spitzenklöppeleien und duftige Klarinettenmelodien förmlich fliegen. Was von einer mitreißenden Dynamik ist, die fabelhaft bunt schillert und immer wieder delikate Solo- und Duo-Momente aufblitzen lässt. Das alles ist verdammt „Blue Hot“ (eine weitere Suite) und höchst imposant als aberwitziger Austausch ständig neu generierter Ideen, die sich zu überwältigenden Soundscapes von bestechender Intensität fügen. Eine reife Meisterleistung des Theo Jörgensmann Quartet und ein neuer Meilenstein deutscher Improvisationsmusik.
Sven Thielmann