Auch hier gibt es wieder grandios vielschichtige, rhythmisch wie melodisch vertrackte, beinhart zupackende Überwältigungsartistik, wie sie in solcher Raffinesse wohl nur norwegische Wikinger-Klangkrieger bieten. Fundamental ist stets das High-Energy-Drumming von Wetle Holte und Erland Dahlen, die im cinemaskopischen Stereo-Panorama opulente Strukturen ausrollen. Dazwischen blubbert der tiefgründige Bass von Audun Kleive wie langsam erkaltende Lava, was von subtil erregender Wirkmacht im brodelnden Geschehen ist. Das erweist sich dank der elektrisierenden, raffiniert von Dutzenden Effektgeräten aufgebohrten Sounds des schillernd-vielseitigen Gitarrenhexers als aberwitzige Synthese aus Prog-Rock-Echos, nordischen Sphärenklängen und unbändiger Geräuschhaftigkeit.
Man staunt noch nach dem 20. Durchlauf, wie viele aufregende Details sich in den neun Tracks verstecken. Zarte Anklänge an Americana etwa oder auflodernde Reminiszenzen an Terje Rypdal ebenso wie frickelige Samples von Jan Bang und hypnotische Trompetensounds von Arve Hendriksen, die „Manta Ray [Or] Soft Spot“ als Gäste beseelen. Obendrein gibt es hübsche Rätsel im soghaft sich steigernden Flow: Kommt die Twang-Figur bei „Soft Grey Ghosts“ von der Gitarre oder doch vom Bass? Egal, weil sich bei dieser imposanten Combo organisch eins zum anderen fügt und dabei Glücksmomente schafft, deren Intensität unvergleichlich ist.
Sven Thielmann