Sein Fagottkonzert C-Dur aus den späten 1760er-Jahren zeichnet sich nämlich durch eine starke Kantabilität aus, und sein deutlich jüngeres Oboenkonzert (1794) verarbeitet die Haupt- und Seitenthemen auf bemerkenswert hohem Niveau. Nicht ganz sicher ist, von welchem Koželuch das Fagottkonzert B-Dur stammt. Es wirkt eher traditionell, was für den älteren Komponisten spräche, doch wegen gewisser Parallelen hält Sergio Azzolini es für ein Werk Leopolds.
Wie so oft bei seinen Interpretationen – sei es auf einem modernen, sei es auf einem historischen Instrument – überzeugt Azzolini als Fagottist und Forscher gleichermaßen. Man spürt die Begeisterung, die seine Entdeckungen in ihm auslösen, seinen Sinn für Qualität und seine Lust an der Konzeption eines originellen Programms. Zugleich ist man sehr angetan davon, dass er nicht auftrumpft, sondern alles mit Augenmaß, technischer Perfektion und klanglicher Delikatesse präsentiert. So werden die beiden Fagottkonzerte zu einem ungetrübten Genuss.
Etwas Abstriche muss man hingegen bei Giovanni De Angeli machen, der musikalisch zwar auf Augenhöhe mit Azzolini steht, technisch aber die Tücken einer zweiklapprigen Oboe der Wiener Klassik nicht immer im Griff hat (unsichere Intonation, gelegentliches Quieken). Die Camerata Rousseau begleitet mit Verve und hat ihre Stärken vor allem im Piano.
Matthias Hengelbrock