Sergei Redkin | Vagabund

Auf seinem Album „Vagabund“ stellt Sergei Redkin die Figur des Wanderers ins Zentrum. Neben den offensichtlichen thematischen Bezügen in Schuberts „Wandererfantasie“ oder den Lisztschen Transkriptionen der Schubert-Lieder „Der Müller und der Bach“ und „Der Wanderer“ dringt er mit Schumanns späten „Fantasiestücken“ op. 111 und der „Humoreske“ gleichsam in die Kapillargefäße der Musik, unternimmt hier eine innere Expedition in die geheimsten Regionen der Romantik.

Ohne Zögern taucht der 31-Jährige mutig in die komplexe Gefühlswert Schumanns ein. Wie aus dem Nichts erklingt das erste der „Fantasiestücke“ mit seiner Atmosphäre aus verwirrtem Taumeln oder traumverlorenem Tasten, dem gebetartigen Ton des zweiten Stücks gewinnt er ein Höchstmaß an schlichter Innigkeit ab und krönt das Werk im dritten Stück mit einem durchglüht gespieltem rauschhaft-triumphalen Gesang. Auch in der diffizilen „Humoreske“ gelingt es Redkin, den typischen, schwer zu definierenden „Schumann-Ton“ mit seiner Janusköpfigkeit aus Emphase und Empfindsamkeit zu treffen.

Nicht minder beeindruckend gestaltet Redkin Schuberts „Wandererfantasie“, wobei die furiosen Akkorde des Beginns wie das brillant gespielte Finale noch etwas plakativ wirken. In beiden Liedtranskriptionen hingegen offenbart er sich als vollkommener Interpret, kostet jede Phrase mit gesanglich modulierender Empfindsamkeit aus. Die rhetorische Eindringlichkeit, mit der er die Gesangsstimme modelliert, zeigt, wie intensiv er sich mit den Liedern beschäftigt hat. Redkin demonstriert mit seiner Debüt-CD beeindruckend, dass er auf seiner pianistischen Wanderschaft die Romantik als Zuhause gefunden hat.

Frank Siebert

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Sergei Redkin Vagabund

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Vagabund. Schubert: Wandererfantasie; Schubert/Liszt: Der Wanderer, Der Müller und der Bach; Sergei Redkin (2022); Fuga Libera

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