Doch dann geht es zur Sache: „Er muss selbst Klarinette spielen, sonst hätte er nie gerade die schwersten Töne finden können“, merkte Widmungsträger Aage Oxenvad zu Nielsens 1928 uraufgeführtem Klarinettenkonzert an. In der Tat ist das Werk gespickt mit hochvirtuosen Passagen, die aber nie als pure technische Zurschaustellung dienen, alles hat einen ausgeprägten musikalischen Hintergrund. Ganz anders das Konzert (2001/02) des Finnen Magnus Lindberg: In Zusammenarbeit mit seinem Landsmann, dem Klarinettisten Kari Kriikku, konstruierte er einen knapp halbstündigen Klarinettenmarathon, in den er über die gesamte Skala der Klarinette alles an Artistik packt, was man sich nur vorstellen kann – oder auch nicht. Gebettet in einen opulenten Gesamtklang des farbig besetzten Orchesters ergeben sich zwar klanglich-harmonisch etliche überraschende und hörenswerte Passagen, es überwiegt jedoch der zirzensisch-musikalische Leerlauf. Was Sebastian Manz daraus hervorzaubert, ist herausragend. Gelingen ihm schon „die schwersten Töne“ bei Nielsen souverän, sprengt er bei Lindberg alle bisher gekannten Grenzen. Unter der Leitung des Komponisten leistet das Orchester bei der Umsetzung der vielschichtig gestaffelten Partitur Außergewöhnliches. Auch die ungemein farbig instrumentierte Nielsen-Partitur bringen die Kaiserslautern-Saarbrücker Radio-Philharmoniker unter der Leitung von Dominik Beykirch mit Brillanz zum Klingen.
Holger Arnold
Sebastian Manz | Nielsen & Lindberg
Eingeleitet wird die nachfolgende Klarinettenorgie von Nielsens Serenata in vano, einem ungewöhnlich besetzten Quintett für Klarinette, Horn, Fagott, Violoncello und Kontrabass; von Manz und seinen Mitmusikern mit betörender Tongebung charmant dahingetupft.

Bei unseren Partnern erhältlich als CD oder Download:
Nielsen: Serenata in vano, Klarinettenkonzert; Lindberg: Klarinettenkonzert; Sebastian Manz, Deutsche Radio Philharmonie, Dominik Beykirch, Magnus Lindberg (2019); Berlin Classics