Buchbinders Interpretation selbst verzichtet ebenfalls auf alles Spektakuläre. Wie schon in seinen voraufgegangenen Wiener Aufnahmen spielt er einen „klassisch“ notentreuen Beethoven, ohne sich durch Extravaganzen in Tempo und Phrasierung interessant machen zu wollen. Er überzeugt allein durch die Überlegenheit seines Spiels, das jetzt Perfektion, Tonschönheit und musikalische Intensität harmonisch verbindet. Kenner werden als zusätzliches Plus werten, dass er im ersten Satz die am wenigsten bekannte der drei überlieferten Kadenzen Beethovens spielt.
Ähnlich wählte er zur Ergänzung des Konzerts die relativ unbekannten Variationen op. 34, das ungeliebte Schwesterwerk der Eroica-Variationen, das schon allein deshalb Interesse verdient, weil – ein einmaliger Fall nicht nur bei Beet-
hoven! – jede der sechs Veränderungen in einer anderen Tonart steht.
Ein Schönheitsfehler des (mit knapp 50 Minuten) ausgesprochen schmalen Programms ist nur der sehr unterschiedliche Aufsprechpegel der beiden Titel. Und ein zweites PS für DGs Booklet-Redaktion: Das englische „B major“ ist bei uns nicht B-, sondern H-Dur. Remember?
Ingo Harden