Noch so ein Glück, dass dem zwischen Alt- und Sopransaxofon wechselnden Reiner Witzel mit dem nicht allzu bekannten, aber von Kennern hochgeschätzten Alex Sipiagin ein fabelhaft geschmeidig agierender Trompeter zur Seite steht. Gemeinsam liefern sie klassisch packende Doppelungen als Basis für strahlende solistische Höhenflüge über rasante Grundierungen ihres Bassisten Joscha Oetz und die mit markanten Beats unterlegten, prasselnden Beckengewitter von Tobias Frohnhöfer am Schlagzeug. Beide sorgen für mächtig Dampf, der von zarter Duftigkeit bis kompakter Wucht vielfältig nuanciert den mitreißenden Spielfluss des hochagilen Quintetts antreibt.
Atmosphärisch intensiv setzen die Bläser in schnörkelloser Tonalität, die den Atem der Altvorderen spüren lässt, ständig neue Glanzlichter ins quirlige Geschehen, das Richie Beirach entweder kunstvoll solistisch aufweitet – sein Flügelintro zu „Madagascar“ ist schlicht ergreifend – oder zupackend akzentuiert. Man staunt immer wieder, wie perfekt die oft vertrackten Spielzüge der drei Melodiker ineinandergreifen und sich mit der energischen Verve ihrer Rhythmiker zu opulenten Klanggemälden fügen, deren Farbigkeit überwältigend luzid begeistert.
Sven Thielmann