Das liest sich auf dem Cover wie eine Ansammlung bekannter romantischer Charakterstücke, etwa von Peter Tschaikowski, Engelbert Humperdinck, Franz Liszt oder Fanny Hensel. Und entpuppt sich doch zugleich als liebevoll komponierter musikalischer Kosmos mit viel Sinn für klangliche Parallelen oder versteckte Anspielungen. Dazu tragen auch die kunstvollen Arrangements des Pianisten Julian Riem bei, in denen neben Cello und Klavier auch Violine, Harfe, ein zweites Cello und ein Saxofonquartett zum Einsatz kommen. Da wird das Scherzo aus Felix Mendelssohn Bartholdys „Sommernachtstraum“ zur fein ausgehörten kammermusikalischen Preziose oder es leuchtet Claude Debussys „Versunkene Kathedrale“ in dunkel getönten Bläserfarben.
Raphaela Gromes ist die Idee zum Programm während eines Abendspaziergangs gekommen, und sie hat dann nach Stücken gesucht, die in die Welt von Magie und Fantasie entführen. Der Reigen, den sie da zusammengestellt hat, überzeugt auf ganzer Linie. Ihr gelingt es, den Farbenreichtum dieser kurzen Stücke eindrucksvoll zur Geltung zu bringen, ohne übertriebene Gesten oder leeres Geklingel, die dieser Musik auch nicht angemessen wären. Eine musikalische Geisterbeschwörung der etwas anderen Art, der man einfach gerne folgt und nachhorcht.
Martin Demmler