Nach dem Auftakt mit der Italienischen Serenade von Hugo Wolf treten diese beiden Wesenszüge im frühen „Lodi“-Quartett von Mozart besonders prägnant zu Tage: Im langsamen Kopfsatz betören die Streicher mit ihrem silbrigen, schwebend leichten Cantabile und geschmackvoll gedehnten Vorhalten, im anschließenden Allegro mit spritzigem Temperament.
Das Auftragswerk „Cieli d’Italia“ von Nimrod Borenstein beschwört die Farben des italienischen Himmels mit weit ausgreifenden Intervallen, verblasst jedoch neben dem packenden Finale. Tschaikowskis „Souvenir de Florence“ ist nicht nur durch seine Spieldauer, sondern auch durch die Interpretation das zweite Kraftzentrum des Albums.
Unterstützt vom Bratscher Ori Kam und vom Cellisten Eckart Runge entfacht das Quartetto di Cremona hier eine mitreißende Leidenschaft und Energie. Sei es im eröffnenden Allegro, das mitunter wie unter Starkstrom musiziert wirkt und dabei etwas rauer und wilder klingt als in anderen Aufnahmen, sei es in der orchestralen Fülle des Allegretto, oder im Adagio, in dem sich die sechs Streicher zu einer hinreißenden Schwelgerei vereinen. Süffig und vibratosatt im Ton, aber trotzdem weit entfernt von jeglichem Kitsch, wie man ihn ja sonst auch auf Postkarten erleben kann.
Marcus Stäbler