Peter Friis Johansson | Netzel, Sandström & Tarrodi

Was für ein Album! Klavierkonzerte gibt es zwar Dutzende, hier aber wurden drei Werke schwedischer Komponisten eingespielt, die aus zwei unterschiedlichen Epochen und von drei ganz unterschiedlichen Generationen stammen.

Den Anfang macht das in mehreren Versionen unvollendet vorliegende Klavierkonzert e-Moll von Laura Netzel (1839–1927), die ihren Zeitgenossen eher durch die Pseudonyme „Lago“ und „N. Lago“ bekannt war. In diesem Klavierkonzert langt sie indes so richtig zu. Unverständlich, dass sie in Stockholm einst kleingeredet wurde, und unglaublich, dass erst jetzt dieses Konzert an die Öffentlichkeit kommt – auch wenn im letzten Satz die finale Apotheose erst ergänzt werden musste (sie fehlt in allen Quellen).

Wie anders und doch erstaunlich ähnlich ging Sven-David Sandström (1942–2019) ans Werk. Auch er hat einen deutlichen Hang zur großen Geste, formte aber bewusst kein „Konzert“, sondern nur eine Folge von fünf Stücken, die sich wechselseitig ergänzen und am Ende ein größeres Ganzes bilden. Unverkennbar ist dabei sein Vermögen, auf abstrakter Ebene immer wieder eine weite Wegstrecke substanziell zurückzulegen und mit wechselnden Klangfarben unentwegt neue Ausdruckssphären zu berühren.

Und die „Stellar Clouds“ (2015) von Andrea Tarrodi? Die 1981 geborene Komponistin war 2015 wahrlich keine Anfängerin, sondern formuliert sehr klar ihre tönenden Phantasien: mit weiten Klängen, pulsierenden Rhythmen und spannungsvollen Konstellationen.

Die Produktion überzeugt durch und durch – obwohl sich der Eindruck aufdrängt, dass Solist und Orchester auch bei leisen Klängen ihre Muskeln spielen lassen. Ich wünschte mir mehr Empathie mit den Partituren.

Michael Kube

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Peter Friis JohanssonNetzel, Sandström & Tarrodi

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Netzel: Klavierkonzert op. 84; Sandström: Fünf Stücke für Klavier und Orchester; Peter Friis Johansson, Gothenburg Symphony Orchestra, Ryan Bancroft (2021); BIS (SACD)

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