Das Programm wird eröffnet mit „Tabula rasa“ von 1977 (mit François Sochard als zweitem Solo-Geiger), „Fratres“ darf natürlich nicht fehlen; außerdem enthält das Album „Summa“, „Darf ich…“, „Spiegel im Spiegel“ (mit Guillaume Bellom am Klavier) sowie, als jüngstem Werk, „Für Lennart in memoriam“ von 2006.
Capuçon hat immer schon einen tendenziell feinen Geigenton gepflegt, nuancenreich, eher hell als dunkel, eher leicht als wuchtig. Das kommt Pärts Musik natürlich zugute. Man hat beim Hören dieser Aufnahme nie den Eindruck, als habe Capuçon das Orchester in eine bestimmte Richtung gedrängt, das Zusammenspiel funktioniert harmonisch und natürlich. Die Geigenstimme hebt sich einerseits ab, andererseits ist sie immer wieder Teil des Ganzen ohne Vordrängler-Attitüden. Die technischen Herausforderungen am Ende des ersten Teils von „Tabula rasa“ werden mit bohrender Intensität umgesetzt, nie enden wollend der Schlussakkord.
Umso größer der Kontrast zum sphärisch beginnenden zweiten Satz. Filigran, aber auch mit einer eigenen Nervosität gestaltet Capuçon den Beginn von „Fratres“, auch hier in überzeugendem Kontrast zum anschließenden leisen Abschnitt. Schlicht gelingen die Repetitionen und Spiegelungen in „Spiegel im Spiegel“. Ein stimmiges Album, zu dessen Erfolg auch das Orchester maßgeblich beiträgt.
Christoph Vratz