Auf dem Programm standen Mozart und Beethoven. Die Zürcher Aufführung der fünften Sinfonie Beethovens geht der kommerziellen Aufnahme mit dem Concentus musicus um fast vier Jahre voraus (1990 hatte Harnoncourt die Sinfonie mit dem Chamber Orchestra of Europe bereits einmal eingespielt) und sie ist noch etwas kantiger und sogar grobkörniger als diese. Das ist unterm Strich keine schöne, vielleicht nicht mal eine „wahre“ Wiedergabe der Fünften. Aber sie enthält in nuce alles, was Harnoncourts radikalen Nonkonformismus ausmachte: die Betonung der strukturellen Brüche etwa durch überdehnte Pausen (wie am Ende des Andantes), die Flexibilisierung des Tempos, die ausladende Gestik, die überdeutliche Akzentuierung. So wird das eruptive Thema der tiefen Streicher im Scherzo-Trio fast clownesk überzeichnet. Gerade im entfesselten Finale ereignet sich dann ein einziger Strudel greller Klänge und affirmativer Gesten.
Das zweite Werk des Abends, Mozarts „Gran Partita“, wirkt in dieser Aufnahme weniger extrem. Stattdessen entlockt Harnoncourt den Bläsern aufregende Klänge und hebt diese große Serenade schon dadurch über jegliche Unverbindlichkeit hinaus. Wie immer bei ihm: Stoff zum Nachdenken.
Andreas Friesenhagen