Den Beginn der Durchführung mit seinem Sechzehntelweben kann er noch als großzügig hingeworfenes, malerisches Geschehen abbilden, aber von den folgenden kahlen, dissonanten Seiten, die in einer brutalen Apotheose des Seitenthemas gipfeln, wendet sich der Schöngeist hörbar ab. Er dokumentiert den fff-Ausbruch korrekt, aber die ihm kompositorisch zustehende schmerzhafte Intensität enthält er ihm vor. Dem erbarmungslosen Stampfen des Finale-Mittelteils ergeht es ähnlich. Das Verebben, das Nachzittern, die unendlichen Diminuendi kostet er dann in erlesenem Nuancenreichtum aus.
Eigentlich mag dieser Jäger der kostbaren Episoden sich nicht einmal auf die motorischen, toccatenhaften Texturen des Finales einlassen, die er bestenfalls ordentlich, gelegentlich aber, wie in den pedallos hingeklapperten Arpeggiostellen, sogar etüdenhaft klingen lässt. Es ist nicht ungefährlich, den über Jahrzehnte leidgehörten sowjetischen Perkussionsstil in einer derart sanften Radikalität zu widerrufen. Auch die Stücke aus „Romeo und Julia“ verraten, dass man dieser Musik ein gewisses Maß an Härte zugestehen muss, um sie am Leben zu halten.
Matthias Kornemann