Es ist mühselig (aber scheinbar leider immer noch vonnöten) zu betonen, dass Mayers Musik gleichberechtigt neben die eines Schumann oder Mendelssohn gestellt gehört – und zwar ohne das Wörtchen „durchaus“.
Unter anderem je acht Beiträge der Königsgattungen Streichquartett und Sinfonie gehen auf das Konto der ersten freischaffenden Komponistin Europas (Näheres zu ihr im ausgezeichnet recherchierten Booklet-Text); diskografisch erschlossen sind diese Schätze bislang kaum. Ein einziges ihrer Streichquartette hat es vor mehr als 20 Jahren bislang auf eine (cpo-)CD geschafft, und die Sinfonien Nr. 3, 6, 7 und 8 warten immer noch auf ihre Weltersteinspielung.
Unter dem Dirigat des Briten Leo McFall bricht die hier agierende NDR Radiophilharmonie eine starke Lanze für eine Komponistin, die nicht nur ihr Handwerk bestens versteht, sondern auch etwas zu sagen hat. Kontrapunkt, Melos, Spannungsaufbau, Beherrschung des klassisch-romantischen Formenkanons – schon die erste Sinfonie in c-Moll von 1847 verfügt über alle Insignien großer Tonkunst. Das gilt erst recht für die noch im selben Jahr komponierte zweite Sinfonie in e-Moll mit ihrer in die Knie zwingenden langsamen Einleitung und dem nicht minder großartigen Finalsatz. Die Musiker präsentieren die Werke luzide, mit großem Einfühlungsvermögen und nobler Tongebung. Gut, dass cpo die Aufnahme aller Mayer-Sinfonien in Planung hat.
Burkhard Schäfer
NDR Radiophilharmonie | Mayer: Sinfonien Nr. 1 u. 2
Dies ist die dritte CD von cpo, auf der ausschließlich Werke von Emilie Mayer (1812-1883) erklingen. Und genau wie die zwei anderen Aufnahmen (2017) mit je zwei Klaviertrios bzw. -quartetten der aus Friedland in Mecklenburg stammenden Komponistin löst auch diese einen ganz klaren Wunsch aus: mehr Mayer, bitte!

Bei unseren Partnern erhältlich als CD oder Download:
Mayer: Sinfonien Nr. 1 u. 2; NDR Radiophilharmonie, Leo McFall (2020); cpo