Schon früh meistert er mehrere Instrumente, studiert Musik, und manches, was er schreibt, wurzelt in der alten hispanischen Kultur New Mexicos, das die Indios im frühen Mittelalter besiedelten. Etiketten mochte er nie, weder im Jazz noch in der Kunst überhaupt. Das „MJQ“ fordert seine ganze Kraft, für Chats und Debattierclubs ist keine Zeit, für Konzerte und Plattensessions dagegen viel. Lewis formt die Pioniergruppe des Chamber-Jazz zu einer verschworenen Gemeinschaft, deren hervorstechender Solist Milt Jackson an der „Vibraharfe“ (Lewis) ist.
Grandios klingt er im Solofeature „Nature Boy“, einem von elf Fundstücken aus fünf Montreux-Auftritten (1985–1993). Wie leicht und gekonnt, wie souverän diese vier ihr Publikum verzauberten. Aus Charlie Parkers „Ko-Ko“ machen sie live ein neues Kunstwerk, das lebendig wiederersteht. Im achtminütigen „A Day In Dubrovnik“ zaubert Lewis mit Formen und Farben wie für einen Nouvelle-Vague-Film. 1957 schrieb er „One Never Knows“ für den Film „No Sun In Venice“, allzu kurz sind allerdings „Django“ und „Bags’ Groove“.
Karl Lippegaus