Warum sie 2019 in der Nachfolge solcher Granden wie Thad Jones und Bob Brookmeyer zur Chefdirigentin der Danish Radio Big Band berufen wurde, zeigte etwa deren Album „Tributes“ mit dem norwegischen Saxofonisten Marius Neset in audiophiler Pracht. Auf Miho Hazamas taufrischem Tonträger „Imaginary Visions“ kommen ihre sieben eigenen Stücke dagegen ohne Stars aus. Dies aus dem simplen Grund, weil die Dänen genügend vorzügliche Instrumentalisten in ihren Reihen haben, um selbst höchste Ansprüche an die zahlreichen Soloparts mit Bravour zu bewältigen.
Den vielleicht überzeugendsten Beweis dafür liefert der harmonisch wie rhythmisch vertrackte Opener „I Said Cool, You Said … What?“, der druckvolle Bläsersätze über knackigen Beats mit einem quirligen Flötenhöhenflug und einer rockig aufbrandenden Gitarre stimmungsvoll verbindet. Bereits hier zeigt sich die eigenwillige Handschrift von Miho Hazama, die kleinteilige Momente von stiller Intensität immer wieder mit farbenreich orchestrierten Tutti von imposanter Strahlkraft kontrastiert, aus denen neben eindringlichen, melodiereichen Soli auch der tragende Bass oft fein aufblitzt. Was sich zu transparent durchgezeichneten Panoramen addiert, die dem Genre neue Impulse geben, und diese superbe Scheibe zu einem Muss für Liebhaber des Großformats macht.
Sven Thielmann