Süß ist die Sehnsucht in Elgars Serenade op. 20, mit der der britische Komponist der Tradition dieser Form ganz treu bleibt. Man mag sich diese Musik zwar nicht gerade unter freiem Himmel gespielt vorstellen, gleichwohl ist das Stück von warmer, mediterraner Luft durchweht. Elgars äußerst differenzierter Umgang mit dem Apparat des Streichorchesters hält dem Hörer schönste Aus- und Durchblicke bereit. Übrigens auch auf Elgars eigenes, künftiges Werk, wenn im Larghetto die Charakteristik des „Nimrod“ anklingt aus den sieben Jahre später entstandenen „Enigma-Variationen“.
Die Metamorphosen Berlin spielen mit großem Engagment, das die zarten Seiten dieser Musik dennoch nicht gefährdet. Wie viel Feuer dabei auf den Dirigenten und Cellisten Wolfgang Emanuel Schmidt zurückgeht, lässt sich erahnen, wenn Schmidt wieder selbst zum Cello greift in seinen Bearbeitungen von neun Stücken Elgars, die wiederum oft südländische Thematik behandeln. Schmidt spielt hier mit glutvoller Intensität. Um die gute, alte Zeit geht es bei Peter Warlocks „Capriol Suite“ auf Weisen aus der Renaissance, ebenso in Benjamin Brittens früh genialer „Simple Symphony“ op. 4. Der Unterschied zwischen Deutschen und Engländern scheint schon damals gar nicht so groß, jedenfalls, wenn man Friedrich Nietzsches Analyse folgt, die Deutschen lebten im Gestern und im Morgen, aber nicht im Heute…
Clemens Haustein