In diesem Fall ist der in seiner spanischen Heimat wohlverankerte Pianist und Dirigent Melani Mestre der alles andere als abwegigen Frage nachgegangen, ob und wo sich überhaupt (vor-)klassische Klavierkonzerte im Kontext der iberischen Halbinsel finden lassen.
Die Suche wurde mit drei Werken belohnt, die unterschiedlicher kaum sein können: ein ordentlich gearbeitetes, im langsamen Satz interessantes Concerto von Manuel Narro (1729-1776), ein musikalisch auf sehr hohem Niveau stehendes Werk von der in Wien wirkenden und aus dem Mozart-Umkreis bekannten Mariana Martinez (1744-1812) sowie ein in manchen Momenten originell gestaltetes von José Palomino (1755-1810), von dem auch ein ergänzendes Violinkonzert eingespielt wurde. Seltsam nur, dass ausgerechnet Mariana Martinez in Wien am deutlichsten (und doch ganz unprätentiös) eine lokale Note hineinbringt.
Mich faszinieren solche Ausgrabungen immer wieder. Sie machen deutlich, was wir an den Werken der großen Meister wirklich haben, aber auch, wie breit die Basis in ganz Europa war. Musikalisch kann das Album dieser Freude freilich nur bedingt entsprechen: Wer noch immer Konzerte aus der Zeit des stilistischen Übergangs auf einem modernen Konzertflügel bloß ordentlich zelebriert, wer ein Orchester artikulatorisch akzentlos musizieren lässt und die überdies schmale Dynamik nivelliert, tut seinen Funden keinen Gefallen.
Michael Kube