Ein Fest der Miniaturen: von Vivaldi bis Dvořák, von Mozart, Beethoven, Schubert und Schumann bis hin zu seinen eigenen Kompositionen hat der Pianist alles, was ihm lieb und teuer ist, aus dem originalen Zusammenhang destilliert und zu „Piano Songs“ transformiert.
Bachs „Matthäus-Passion“, Mozarts „Zauberflöte“, Beethovens „Eroica“ und „Pastorale“ sowie Schumanns „Dichterliebe“ erklingen fragmentiert, werden auf ein Detailmoment heruntergebrochen und erleben als taktile Kostbarkeiten eine pianistische Wiedergeburt. Puristen mögen zwar ob des Ausschlachtens von Meisterwerken verständnislos den Kopf schütteln, doch mit diesem Kaleidoskop der Musikgeschichte in knapp einer Stunde führt Stadtfeld auf seine eigene Weise die große Tradition des Arrangierens weiter. Wie auf eine Perlenschnur gezogen schimmern Stadtfelds musikalische Preziosen, die durch ihr inneres Leuchten eine magische Einheit bilden.
Stadtfelds Anliegen ist es, wie er im Booklet-Interview mit Christoph Vratz äußert, die Musik so zu arrangieren, dass sie auch für den Laien, der die Noten über den Verlag Schott Music erhalten kann, spielbar ist. Das „Piano Songbook“ ist ohne Zweifel Martin Stadtfelds persönlichstes Album. Die ernste Würde und meditative Ruhe, die die meisten der liebevoll gespielten Klavierstücke verströmen, gleicht aber auch einem ästhetischen Angebot des Pianisten an den Zuhörer, sich selbst durch die Musik zu begegnen.
Frank Siebert