Der eigentliche Protagonist dieses Albums aber heißt Daniel Barenboim, da er als Pianist und Dirigent in allen hier versammelten Werken zu erleben ist: bei der Violinsonate streicht Sohn Michael die Geige, Kian Soltani übernimmt in der Cellosonate den Solopart, die Staatskapelle Berlin ist abschließend mit „La mer“ zu hören. Bei den beiden Sonaten ist der Erkenntnisgewinn eher unauffällig, verglichen etwa mit der Einspielung von Alexander Melnikov, Isabelle Faust und Jean-Guihen Queyras. So lebt der Vater-Sohn-Vortrag in der Violinsonate von Phasen des Wohlklangs, aber auch von Stellen, die Fragen aufwerfen: etwa die nach tieferem Empfinden oder nach der Umsetzung von Klang-Idealen. Wie steht es beispielsweise um die Idee von „clarté“? Das bleibt unklar.
Soltani überzeugt durch einen warmen Klang und Leichtigkeit in den schnellen, motorischen Passagen. Die Qualitäten der Staatskapelle werden am Ende noch einmal hörbar, gerade in den solistischen Passagen mit ihren spätromantisch grundierten Färbungen.
Christoph Vratz