Den drei polnischen Musikern lag völlig freies Improvisieren schon immer sehr: Auf ihrem ECM-Debüt als Simple Acoustic Trio (2006) nannten sie solche Stücke „Free Combinations For Three Instruments“ und „Trio Conversation“, hier ist es „In Motion I-III“. Das später so benannte Marcin Wasilewski Trio, das ein Kollektiv und eine fulminante Live-Band ist, zeigt einmal mehr, wie fokussiert ihre Studioarbeit ist, wobei das Erkunden diesmal nachdenklich geriet.
„In Motion, Part I“, als Opener völlig unkonventionell, ist vergleichbar mit Jarrett/Peacock/DeJohnette auf „Changeless“. Dann, sozusagen ‚contre Jacques Loussier‘: eine frei fantasierte Goldberg-Variation 25 von Bach, woraus ein slawischer Blues mit einer Trauer voller Trost wird. Es folgt das hitverdächtige „Vashkar“ – nach „King Korn“ und „Big Foot“ ein weiterer Klassiker aus dem Songbook von Carla und Paul Bley – mit einem großartigen Solo des Bassisten Slawomir Kurkiewicz. „In Motion, Part II & III“, das eine irrlichternd, das andere abenteuerlich, umrahmen die zweite Hälfte, die eigentlich auch „Träumerei“ heißen könnte. „En attendant“ (frz.: wartend, bis dahin), im heißen August 2019 in La Buissonne/Provence entstanden, mündet ins behutsam angedeutete Doors-Thema von „Riders On The Storm“, ein Ritt durch nächtliche Traumwelten. Beim Wasilewski-Trio klingt eine leise Euphorie, und es vergrößert noch die wiederkehrende Freude, ihnen zu lauschen.
Karl Lippegaus