Aber diese Vielfalt hat eine Kehrseite. Das Kurzweilige wirkt auf Dauer auch sehr kurzatmig, jedenfalls für mein Empfinden, weil die meisten Stückchen nur zwei bis vier Minuten dauern, bevor das Programm wieder in eine völlig andere Klangwelt hüpft. Die daraus entstehenden Stilbrüche sind teilweise echt hart – etwa, wenn der Tango-Klassiker „La vi llegar“ in das verträumte „Andante cantabile“ aus dem ersten Quartett von Tschaikowski mündet, bevor mit „The Syncopated Clock“ von Leroy Anderson ein leichtfüßiger Jazzrhythmus herbeitrippelt.
Dass das Album für meine Ohren nicht ganz rund läuft, mag aber auch am unterschiedlichen Grad der Vertrautheit mit dem Repertoire liegen: Das ätherische Schweben im frühen Mozart-Adagio, der Schmelz bei Dvořák und auch der Humor von Schostakowitsch scheinen dem Mandelring Quartett eben doch erheblich näher zu sein, als mancher Ausflug ins vermeintlich leichtere Fach. In den Tango-Arrangements schafft das Ensemble wirklich ein ganz eigenes Klima – aber in anderen Momenten des Programms bleiben die Interpretationen streckenweise zu „klassisch“, da klingt die exzellente Formation nicht so frei und natürlich, wie es die Musik fordert.
Marcus Stäbler