Leif Ove Andsnes - Mozart Momentum

Am 10. Februar 1785 trug Mozart in sein „Verzeichnüß“ eigener Werke „Ein klavier konzert“ ein, dem Köchel die Nummer 466 anheften sollte.

Mit dem Soloeingang dieses Konzertes sei eine musikhistorische Zäsur erreicht, äußerte Leif Ove Andsnes einmal. Da beginne das Instrument mit einer dunklen, humanen Stimme regelrecht zu sprechen, und dieser „große Moment“ motivierte ihn auch, das Jahr 1785 für seinen Querschnitt zu wählen. Er tastet sich indes mit einer empfindsam überhauchten Unverbindlichkeit in diesen „Moment“ hinein. Der deklamatorisch-opernhafte Gestus, den Mozart seinen Solopartien einschrieb, wird sozusagen auf seine instrumentale Neutralität zurückgesetzt.

Unerhört sorgfältig und pianistisch gediegen, aber distanzvoll. Bezeichnenderweise scheint es Andsnes mehr zu liegen, dem entgegengesetzten Weg zu folgen und das neutrale Material der beiden Dur-Konzerte zu humanisieren, in denen das Klavier nicht „spricht“ wie im Moll-Werk. Das Zusammenspiel gerät trotz eher behäbiger Tempi gespannt und nervös atmend. Die besondere Liebe des dirigierenden Pianisten gilt den Wundern der Holzbläser, besonders im KV 482. Mit den Streichern gerät es ihm nicht immer so rund. Durch die Orchesterritornelle führt er kernig akzentuierend, aber sobald er solistisch zu häkeln beginnt, verblassen sie zu etwas fahler Hintergrundfolie. Das spürt man auch im g-Moll-Quartett, in dem sie dem sehr dominanten, nachdrücklich artikulierenden Pianisten keine gleichrangigen Partner sind. Vielleicht verlangt der bescheidene Norweger zu viel. Seine Dokumentation des Wunderjahres möchte kühl und sachlich bleiben und doch ein Äußerstes an musizierender Intensität ausstrahlen.

Matthias Kornemann

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Leif Ove Andsnes - Mozart Momentum

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Mozart Momentum 1785. Klavierkonzerte KV 466, 467, 482, Klavierquartett KV 478; Leif Ove Andsnes, Mahler Chamber Orchestra (2020); Sony Classical

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