Le Banquet Céleste | Stradella: San Giovanni Battista

Das 1675 für Rom entstandene Oratorium „San Giovanni Battista“ war wahrscheinlich Alessandro Stradellas berühmteste Komposition. So besaß Händel eine Abschrift davon, und Charles Burney und Padre Martini schätzten es ebenso. Der überaus dramatische Stoff um Johannes den Täufer, der letztlich auf Wunsch der Tochter des Herodes zum Tode verurteilt wird, ermöglichte Stradella eine ungewöhnliche Vielfalt von Affektdarstellungen. Kompositorisch genial gelöst sind einige Duette, in denen beide Sänger gänzlich unterschiedliche Affekte ausdrücken. Und selbst die nur kurzen Turbae-Einwürfe sind sehr schlagkräftig gesetzt.


Hörbar kann Damien Guillon mit der Dramatik und dem Wechselbad der Gefühle viel anfangen. So lässt er auch die Instrumentalisten, die hier übrigens ein wenig geringer besetzt sind als bei der Uraufführung, immer wieder Anteil am Geschehen nehmen und geradezu sprechende Akzente setzen, man höre nur die unheilschwangeren Dissonanzen in der Sinfonia zum zweiten Teil. Die jungen Vokalsolisten verkörpern ihre Rollen ausnahmslos auf allerhöchstem Niveau. Alicia Amo als boshafte Tochter des Herodes kann nicht nur betörend schmachten, um ihren Willen durchzusetzen, sondern auch in Wutausbrüchen vermitteln, dass sie mit falscher Zunge spricht. Ein schönes Salome-Porträt! Der Countertenor Paul-Antoine Benos-Dijan beweist als Johannes der Täufer große Geschmeidigkeit und klingt in allen Lagen angenehm und unangestrengt. Der Bassist Olivier Dejean verkörpert den Herodes mit großem Stimmvolumen und vor allen Dingen mit ungemeiner Agilität bis in die untersten Lagen. Und natürlich meistern sie alle sängerischen Schwierigkeiten – davon gibt es genug – mit Bravour.

Reinmar Emans

Zur Übersicht
Le Banquet Céleste | Stradella: San Giovanni Battista

Bei unseren Partnern erhältlich als CD oder Download:

Bestellen bei JPC
Download bei qobuz
Musik:
5,00
Klang:
4,50

Stradella: San Giovanni Battista; Paul-Antoine Benos-Dijan, Alicia Amo, Olivier Dejean, G. Petrone u. a., Le Banquet Céleste, Damien Guillon (2019); Alpha

FonoForum-Newsletter

Mehr frische Infos und Angebote finden Sie im FonoForum-Newsletter.

Jetzt registrieren