Die Sängerin aus Los Angeles springt nicht etwa auf den Neo-Soul-Zug auf, ihre Songs sind eher zeitlos. Das Pfund, mit dem Lady Blackbird bei Balladen wie „Lost And Found“ wuchern kann, ist ihre kratzige Stimme. Das Titelstück „Black Acid Soul“ hat etwas Eigenwilliges, meistens setzt die Afroamerikanerin allerdings auf Coversongs.
Dass sie sich ausgerechnet Nina Simones „Blackbird“ vornimmt, ist natürlich ein Wagnis. Während das Original im Wesentlichen a cappella aufgenommen wurde, gesellen sich zu Lady Blackbirds expressivem Gesang Bass, Klavier und Orgel. „Collage“, das ursprünglich von der Rockband James Gang stammt, präsentiert sich bei dieser Künstlerin sehr viel intensiver – fernab von jedem Kuschelrock. „Beware The Stranger“, bekannt geworden durch The Voices of East Harlem in den 1970er-Jahren, hat sich deutlich von seinen Gospel-Funk-Wurzeln entfernt. Einzig der Chor, der in der zweiten Hälfte dieser Nummer dazukommt, verweist noch darauf. Doch Lady Blackbirds vokaler Beitrag hat es in sich, man kann sich seiner Grandezza einfach nicht entziehen.
Selbst Jazzignoranten bringt diese Frau zum Staunen. Zu Recht wird sie für ihren unheimlich reifen Stil gefeiert. Mit Entschlossenheit leuchtet sie ganz unterschiedliche Gefühle aus. Ob Schmerz oder innere Kämpfe: Bei Lady Blackbird wirkt tatsächlich alles ganz authentisch.
Dagmar Leischow