Wie dem auch sei – interpretatorisch überzeugt die vorliegende CD noch mehr als ihre Vorgängerin, denn von deren gelegentlichen Übertreibungen ist hier nichts mehr zu vernehmen. Der Ensembleklang ist vollmundig und ausgewogen, die Artikulation nuanciert, die Phrasierung angenehm weit und offen. In Babells Konzert op. 3 Nr. 2 – eher ein Werk mit als für Blockflöte – bringen die Streicher das Geheimnisvolle und das Unbeschwerte gleichermaßen passend zur Geltung, der Virtuosität von Geminianis Violinsonate op. 1 Nr. 4 wird Stéphan Dudermel mit Augenmaß gerecht, und Schickhardts Blockflötenpasticcio aus zwei Concerti grossi des Meisters Corelli ist in der Lesart von La Rêveuse kein Kuriosum, sondern ernsthafte Musik.
An dem „Concerto a quattro“ haben sich schon einige Interpreten abgearbeitet, aber keine haben den teils elegischen, teils sehr intimen Ton so gut getroffen wie nun die Musiker um Benjamin Perrot und Florence Bolton; Gleiches gilt für die von Händel autorisierte Gambenfassung seiner Violinsonate op. 1 Nr. 6. Mit den Arrangements zweier Opernarien zeigt La Rêveuse abschließend, wie „große“ Musik von der Bühne in die Londoner Bürgerstuben geholt wurde – wunderbar!
Matthias Hengelbrock