Elemente des Konzerts und der Suite verflicht er zu ganz eigenartigen Stücken, die er Sonaten nennt, was aber nichts mit Sonaten im Sinne Corellis oder Vivaldis zu tun hat. Sie sehen zwei Blockflöten, zwei Oboen und Streicher in wechselnden Kombinationen und unterschiedlicher Verteilung der Solopartien vor. Händel muss übrigens während seiner kurzen Hannoveraner Aufenthalte Venturini begegnet sein, und sein Concerto grosso op. 3 Nr. 1 verdankt hinsichtlich der Besetzung und des Tonfalls Venturini ganz offensichtlich einiges.
Nach der gelungenen Einspielung von La Cetra legt nun das Hannoveraner Ensemble La festa musicale ein ebenso überzeugendes Plädoyer für Venturini vor. Mit der Vorgänger-CD gibt es leider zwei Überschneidungen (op. 1 Nr. 2 und 9) daneben aber auch immerhin drei Ersteinspielungen (op. 1 Nr. 11 sowie zwei Werke aus schwedischen Handschriften).
Spieltechnisch läuft alles auf dem hohen Niveau ab, welches man von heutigen Barockensembles gewohnt ist, wobei die Holzbläser wegen ihres schönen Tons besonders hervorgehoben werden müssen. Musikalisch überzeugt das Augenmaß, mit dem La festa musicale an die Sache herangeht: Es wird sauber artikuliert und phrasiert, hier und da auch etwas pointiert, aber die Musiker machen aus Venturini nicht mehr, als in ihm steckt. Dessen Vielfalt, Vitalität und Farbenfreude sprechen nämlich für sich.
Matthias Hengelbrock