Kristjan Järvi | Tschaikowsky: Dornröschen

Die von Kristjan Järvi aus Tschaikowskys Ballett Dornröschen herausgelösten und zu einer sinfonischen Suite von etwa 70 Minuten sehr sinnvoll zusammengestellten Nummern springen in dieser bestechenden Einspielung mit einem fulminanten Impetus an, der schlechterdings überwältigt.


Man spürt sogleich: Die Baltic Sea Philharmonic mit Musikern von Norwegen bis Russland stößt in spieltechnisch-orchestrale Bereiche vor, die selbst beste und namhafteste Orchesterformationen der alten und neuen Welt nur selten erreichen. Soll Georg Szell die singuläre Spielkultur etwa seines Cleveland Orchestra mit dem Hinweis verdeutlicht haben, sie fingen dort an zu proben, wo andere aufhören, so fängt Kristjan Järvi offenbar dort an zu proben, wo Szell glaubte, sein Ziel erreicht zu haben.
Tatsächlich spielt das Orchester – man glaubt es kaum – auswendig und, soweit es die Instrumente erlauben, auch im Stehen. Das ermöglicht eine ganz neue, unerhört intime Art des orches-
tralen Musizierens, mit dem die Musiker unmittelbarer aufeinander hören und reagieren können. Und tatsächlich hat man Tschaikowsky-Partituren bislang noch nicht in solch klangvoll durchgestalteter Art eingespielt erleben können. Zudem lässt sich die spieltechnische Perfektion aller Orchestergruppen kaum übertreffen: Die Blechbläser etwa stellen ihre Stimmen mit einer dynamisch-artikulatorischen Nuancierung dar, die in nichts derjenigen der Streicher nachsteht, während die Holzbläser auch in den solistischen Partien ihr Timbre dem Orchestertutti amalgamieren. Die Partitur erhält auf diese Weise ein reich differenziertes, ungemein frisches, gewissermaßen unverbrauchtes Klangbild, das zum genauen Hinhören geradezu verführt.

Giselher Schubert

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Kristjan Järvi | Tschaikowsky: Dornröschen

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Tschaikowsky: Dornröschen. A Dramatic Symphony; Baltic Sea Philharmonic, Kristjan Järvi (2019); Sony Classical

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