Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Mompou (1893-1987) war ein einzigartig „leiser“ Komponist, seine Musik kommt ganz ohne volltönend Pathetisches, Avantgardistisches oder auch Populäres aus. Doch kann sie für den, der sich auf diesen Ton einlässt, trotz ihrer sparsamen Erscheinungsform von großer Eindringlichkeit sein.
Die vier Hefte der „Música callada“ sind Mompous letztes Klavierwerk, eine „Musik der Stille“ aus 28 kurzen, überwiegend leisen und getragenen Stücken, die er zwischen 1959 und 1967 komponierte. Mompou selber hat sie 1974 für das spanische Label Ensayo eingespielt, und seither haben sich eine ganze Reihe vor allem spanischer Pianisten bemüht, ihren meditativen Hintergründigkeiten auf die Spur zu kommen.
Keine ganz leichte Aufgabe. Denn um sie im gewohnten romantisch-virtuosen Espressivo-Stil zu spielen, sind sie zu zerbrechlich. Man wird ihnen am ehesten gerecht, wenn man eine gewisse „objektivierende“ Distanz wahrt. Mompous eigene, im Ton durchaus kernige und leuchtende Darstellung bietet dafür das beste Beispiel. Vergleichsweise erfolgreich tritt jetzt der renommierte, aber bei uns wenig bekannte Spanier Josep Colom in diese Fußstapfen. Er spielt – ähnlich wie zuvor am überzeugendsten Arcadi Volodos (in einer Auswahl) und Coloms eine Generation jüngerer Landsmann Javier Perianes – pianistisch hervorragend „rund“, taucht die Musik dadurch allerdings in ein vergleichsweise weiches Licht.
Ingo Harden