Die US-Musikerin nutzte die Gelegenheit, bis auf wenige Coversongs die meisten Stücke selbst zu komponieren und für die Besetzung mit Big Band und Streichern zu arrangieren.
Straight-Ahead-Jazz und Soul formen den Kern des Repertoires, das aber insgesamt sehr auf stilistische Vielseitigkeit ausgerichtet ist. Ob moderner Jazzsong, Soulnummer im Aretha-Franklin-Stil, Ballade im Streichergewand, düsteres Hip-Hop-Interludium, mehrstimmig aufgezeichnetes Ein-Frau-Chor-Zwischenspiel im Barbershop-Stil oder Spoken Word Poetry – Horn integriert hier sehr Unterschiedliches. Die bis zur Avantgarde greifende Komposition „Strive (To Be Free)“ spricht dabei nicht nur ein Thema an, das in mehreren ihrer Songs auftaucht. Sie zeichnet sich gleichzeitig durch rhythmische Komplexität, harmonische Vielschichtigkeit und stilistische Kontraste aus. Besonders hier zeigt die Vokalkünstlerin, dass sie musikalisch mehr vorhat als „nur“ Jazzgesang.
Eine gelungene Erweiterung des Repertoires sind dabei die Soloparts der Band, etwa der Saxofonisten, als reine Soli oder in flotten Dialogen mit der Vokalistin. Wer sich für moderne Jazzströmungen mit klarer Anknüpfung an die Tradition interessiert, findet mit „Dear Love“ sicher eine willkommene Ergänzung für die heimische Musiksammlung.
Christina M. Bauer