Nun ist das Werk tatsächlich wie ein Phönix aus der Asche wiederauferstanden: Der Geiger Janusz Wawrowski entdeckte Teile der Originalpartitur, bearbeitete den vom Komponisten (der kein Geiger war) teilweise unspielbar hinterlassenen Solopart und vollendete gemeinsam mit dem Komponisten Ryszard Bryla die Orchesterpartitur.
Das Ergebnis, dessen Ersteinspielung hier vorliegt, lässt sich gut hören: ein angesichts der Entstehungsumstände (Rozycki schrieb an dem Konzert während des Warschauer Aufstands 1944) erstaunlich gutgelauntes und farbenfrohes Werk, mit Anklängen an Strauss, Korngold und die Operette, mit zwei Sätzen und 23 Minuten Spieldauer recht knapp gehalten. Das klangliche Gewand des Konzerts überzeugt sogar noch mehr als die melodische Erfindung. Es wäre in diesem Zusammenhang interessant zu erfahren, ob es sich bei der sehr bunten Orchestrierung des Finalsatzes um Rozyckis Original oder um nachträgliche Ideen der Bearbeiter handelt. Eine sehr schöne Ergänzung des Konzertrepertoires bedeutet das Stück allemal, auch wenn die Musikgeschichte nun nicht neu geschrieben werden muss.
In seiner positiven Ausdruckshaltung bildet Tschaikowskis Violinkonzert eine ideale Ergänzung zu dieser Wiederentdeckung. Natürlich hat Janusz Wawrowski sich hier gegen zahlreiche, teils sehr prominente Konkurrenz zu behaupten. Das gelingt ihm mehr als achtbar – der orchestralen Begleitung allerdings weniger.
Thomas Schulz