Fast sieht es so aus, als habe man sich erst einmal reichlich Luft gemacht, nachdem Perücke und Gehrock abgelegt waren und in der Gesellschaft die Idee des individuellen Fühlens um sich griff. Erfasst hatte dieses Lebensgefühl indes nicht nur die damals junge Generation, sondern (zumindest unter den Komponisten) auch Persönlichkeiten, die schon lange der Identitätssuche entwachsen waren.
Mancher Musikliebhaber mag einmal bei näherem Nachdenken auf den „g minor mood“ aufmerksam geworden sein – und damit vielleicht auch auf die Sinfonie Nr. 39 des Kapellmeisters aus Esterháza, die vielleicht beispielhaft für diese Episode steht. Die vorliegende Produktion nun lebt diese so anrührende wie aufbrausende Tonart aus: mit weiteren Sinfonien von Johann Baptist Vanhal und Johann Christian Bach, ergänzt durch Arien von Gluck, Haydn und Mysliveček. Wie schon in der ersten Folge (dort mit einer g-Moll-Sinfonie von Franz Ignaz Beck) gelingt Ian Page und seinen Mozartists mehr als nur ein beseeltes Porträt dieser bewegten Zeit, bei dem sich Feuer und Kraft mit innigem Fühlen verbinden, hier auch in den von Ida Ränslöv gesungenen Arien. Die auf sieben Teile angelegte Reihe wird sicherlich noch viele Überraschungen bringen.
Michael Kube