Er gerät in die Mühlen des Stalin᾿schen Terrors, wird nach Orenburg verbannt, wo er 1938 wegen angeblicher Sabotage erschossen wird. Das grausame Ende kommt erst zutage, als der Osteuropaexperte und langjährige „Spiegel“-Korrespondent Christian Neef bei Recherchen auf die Akte Böhmes stößt. Ihn fesselt dessen Lebensgeschichte, 2019 erscheint dazu sein hervorragend recherchiertes Buch „Der Trompeter von St. Petersburg“. Der ausgezeichnete Booklet-Text stammt ebenfalls von Neef.
Zehn unterhaltsam-virtuose Genrestücke und ein Lied müssen aus der Zeit verstanden werden, als Blechbläservirtuosen im „seriösen“ Konzertleben nicht vorkamen. Böhme trat schon vor Sankt Petersburg und auch dann in seinen Urlaubsmonaten regelmäßig mit den Kurorchestern der exklusiven europäischen Badeorte auf, deren Klientel er mit seinen Ballettszenen, Tänzen und Charakterstücken bestens bedient.
Grandioser Schwerpunkt des Albums ist Böhmes dreisätziges, hochromantisches Trompetenkonzert op. 18, dessen farbig gesetzten Orchestersatz die vorliegende Klavierfassung natürlich nicht vermitteln kann. Helmut Fuchs meistert den außergewöhnlich anspruchsvollen Trompetenpart souverän, wie auch bei den übrigen Stücken, bei denen vorwiegend das Kornett, Böhmes Hauptinstrument, zum Einsatz kommt.
Holger Arnold