Mit dabei die wichtigsten Klangkörper im Bereich der Alten Musik wie das Freiburger Barockorchester, die Akademie für Alte Musik Berlin oder auch das französische Spezialistenorchester Les Siècles. Mit letztgenanntem Ensemble hat nun François-Xavier Roth eine Einspielung der „Eroica“ vorgelegt, die Maßstäbe setzen wird. Hier wird so frisch, transparent und gleichzeitig tiefgründig musiziert, dass einem die Ohren aufgehen. Selten hat man die harschen Dissonanzen im Kopfsatz oder das große Fugato im Trauermarsch so eindringlich gehört wie hier.
Da wirkt nichts eingeschliffen oder lustlos heruntergespielt wie zuweilen bei den klassischen Sinfonieorchestern, sondern es wird kräftig gegen den Strich gebürstet und nahezu jeder Takt atmet die revolutionäre Frische dieser Musik, die zu ihrer Entstehungszeit alle Konventionen sprengte. Spielfreude paart sich mit Detailgenauigkeit, falsches Pathos hat da keine Chance.
Dabei gelingt dem Ensemble immer wieder eine ungemein feine Klangbalance vor allem zwischen Holzbläsern und Streichern. Bei der Flut von Veröffentlichungen im Beethoven-Jahr 2020 hätte man sich mehr solcher wegweisenden und spannungsreichen Einspielungen gewünscht. Dagegen wirkt die Ouvertüre zu Méhuls etwa zeitgleich entstandener Oper „Die Amazonen“ routiniert und im Vergleich zur „Eroica“ geradezu konventionell.
Martin Demmler